Affen­po­cken: War­um uns immer wie­der Zoo­no­sen heimsuchen

Typisch für Affenpocken sind die Hautausschläge © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited

Covid-19 ist noch nicht ganz über­stan­den und schon wird von der nächs­te Epi­de­mie berich­tet: Affen­po­cken. Wie­der eine Zoo­no­se. Dies­mal wird eine Gefähr­dung für die Gesund­heit der brei­ten Bevöl­ke­rung in Deutsch­land als gering ein­ge­schätzt. Trotz­dem zeigt uns die­ser Aus­bruch wie­der ein­mal: Unser rück­sichts­lo­ser Umgang mit Natur und Wild­tie­ren fällt uns immer wie­der auf die Füße.

Was haben COVID-19 und Affen­po­cken gemeinsam?

Es han­delt sich bei bei­den um eine Virus­er­kran­kung und es sind bei­des Zoo­no­sen. Also Erre­ger, die zwi­schen Mensch und Tier über­tra­gen wer­den kön­nen. Ansons­ten sind die zwei Krank­heits­er­re­ger sehr unter­schied­lich. Das Affen­po­cken­vi­rus (mon­key­pox virus, MPXV) ist mit dem aus­ge­rot­te­ten Pocken­vi­rus ver­wandt. Es ist in West- und Zen­tral­afri­ka bei Nage­tie­ren ver­brei­tet. Die­se gel­ten als Erre­ger­re­ser­voir, also oft sym­ptom­lo­se Trä­ger. Trotz den Namens sind Affen nur Fehl­wir­te, aber erkran­ken dafür an dem Virus. Affen­po­cken sind auf den Men­schen über­trag­bar und damit eine Zoo­no­se. Sie lösen bei uns in der Regel eine mil­de, Pocken-ähn­li­che Erkran­kung aus.

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Im Gegen­satz zu SARS-CoV‑2 sind Affen­po­cken nicht neu. Sie wur­den erst­mal 1958 bei Affen und dann 1970 beim Men­schen in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go beob­ach­tet. Es besteht aktu­ell auch deut­lich weni­ger Grund zur Sor­ge als bei Covid-19. In der Regel heilt die Erkran­kung ohne Fol­gen aus. Ins­be­son­de­re in Euro­pa rech­nen wir auf­grund der guten medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung mit weni­gen töd­li­chen Ver­läu­fen. Beim Aus­bruch in Nige­ria 2017 waren es etwa sechs Pro­zent. Auch sind die Affen­po­cken weni­ger leicht über­trag­bar. Trotz­dem zeigt uns der Ursprung die­ser Epi­de­mie wie­der ein­mal, dass es kein „wei­ter so“ im Umgang mit der Natur geben kann — wie es schon Covid-19 so schmerz­lich getan hat.

Der Ursprung der Affenpocken

Das Affen­po­cken­vi­rus wird von infi­zier­ten Tie­ren zum Men­schen oder ande­ren emp­fäng­li­chen Arten über­tra­gen. Durch Bis­se, Krat­zer, Kör­per­flüs­sig­kei­ten. Oder bei Kon­takt mit Tier­kör­pern, etwa bei der Jagd und durch den Ver­zehr von nicht aus­rei­chend erhitz­tem Fleisch.

Über­tra­gun­gen von Mensch zu Mensch sind eben­falls mög­lich, vor allem bei engem Kon­takt. Genau, damit ist Sex oder Knut­schen gemeint. Auch über Gegen­stän­de, die mit dem Virus kon­ta­mi­niert wur­den, kön­nen ande­re sich infizieren.

Affen­po­cken unter dem Mikro­skop © Udom­karn Chit­kul / iStock / Get­ty Images

2003 kam es zum ers­ten Nach­weis von Affen­po­cken beim Men­schen außer­halb Afri­kas. Als Ursa­che wur­de der Import von Nage­tie­ren aus Gha­na in die USA iden­ti­fi­ziert. Die Über­tra­gung der Erkran­kung erfolg­te über infi­zier­te Prä­rie­hun­de auf Händ­ler und Tierbesitzer.

So unter­streicht die Welt-Tier­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WOAH) dass der unre­gu­lier­te Han­del mit Wild­tie­ren (inklu­si­ve Fleisch und Wild­tier­pro­duk­te) zu einer län­der­über­grei­fen­den Ver­brei­tung von Infek­ti­ons­krank­hei­ten wie Affen­po­cken füh­ren kann.

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Seit Mit­te Mai 2022 mel­den nun meh­re­re Län­der, in denen Affen­po­cken nicht ende­misch sind, eine Häu­fung von Infek­tio­nen mit dem Affen­po­cken­vi­rus. In Deutsch­land sind bis Anfang Juli 1054 Affen­po­cken­fäl­le gemel­det wor­den. Über wel­che Tie­re das Virus bei die­sen Fäl­len auf Men­schen über­ge­sprun­gen ist, wis­sen wir der­zeit nicht. Das Beson­de­re ist, dass die Betrof­fe­nen zuvor nicht – wie sonst in der Ver­gan­gen­heit – in afri­ka­ni­sche Län­der gereist waren, in denen das Virus ende­misch ist.

Wel­che Tie­re sind Trä­ger der Affenpocken?

Ver­schie­de­ne Säu­ge­tie­re, unter ande­rem das Rot­schen­kel­hörn­chen, Baum­hörn­chen, Gam­bia-Rie­sen­hams­ter­rat­ten, Bilch­mäu­se und Pri­ma­ten. Eini­ge Arten blei­ben asym­pto­ma­tisch, ins­be­son­de­re die, die als Reser­voir in Fra­ge kom­men (Nage­tie­re). Ande­re Säu­ge­tie­re wie Affen zei­gen Haut­aus­schlä­ge, die denen des Men­schen ähneln. Es besteht ein poten­zi­el­les Risi­ko der Rück­über­tra­gung auf emp­fäng­li­che Tiere.

War­um sehen wir immer Aus­brü­che die­ser Art?

Gera­de in den Tro­pen wird der Mensch-Wild­tier­kon­takt immer inten­si­ver. Das Nah­rungs­ver­hal­ten vor Ort hat sich zwangs­wei­se ver­än­dert, weil die Men­schen ver­mehrt Nage­tie­re und ande­re klei­ne Säu­ge­tie­re jagen, weil gro­ße Tier­ar­ten, die sonst als Fleisch­lie­fe­ran­ten gedient haben, häu­fig aus­ge­jagt sind, weil die Arten­viel­falt (Bio­di­ver­si­tät) ver­lo­ren geht.

For­schen­de machen immer wie­der auf die­sen Link zwi­schen Bio­di­ver­si­täts­ver­lust und Infek­ti­ons­krank­hei­ten auf­merk­sam (Kee­sing 2010). Neben Ent­wal­dung, dem ille­ga­len, unsi­che­ren Han­del mit Wild­tie­ren, neben Jagd und Ver­zehr kann näm­lich auch das Arten­ster­ben das Vor­kom­men von Krank­heits­er­re­gern ver­än­dern. Und zwar mit deut­li­chem Nach­teil für uns Menschen.

Hier sieht man die den Men­schen infi­zie­ren­de Viren, die in den letz­ten 120 Jah­ren auf­tra­ten mit einem auf­fal­len­den Anstieg der Kur­ve in den letz­ten Deka­den. Die bekann­tes­ten Aus­brü­che sind ange­zeigt © WWF

Was gesche­hen muss:

Wenn wir Zoo­no­sen in Zukunft ver­mei­den oder wenigs­tens ver­min­dern wol­len muss fol­gen­des passieren:

Nur dann haben wir eine Chan­ce, dass nicht stän­dig die nächs­te Zooo­no­se mit poten­zi­ell töd­li­chem Aus­gang uns heim­su­chen wird.

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Ich bin Tierärztin und seit 2019 beim WWF. Nachdem ich in Syrien aufwuchs und in Deutschland studierte, zog es mich immer wieder nach Afrika, wo ich Lemuren erforschte und mit Elefanten arbeitete. Mich interessiert v.a. der gesundheitliche Aspekt des Zusammenhangs von Mensch, Tier und Umwelt. Beim WWF setzte ich mich für den Lebensraumschutz von Löwen, Elefanten und Geparden im südlichen Afrika ein.
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