13 Din­ge über den Elch — von Cäsar bis Streusalz

Ein Elch steht im Walde © Ralph Frank / WWF

Elche gel­ten hier­zu­lan­de als sym­pa­thisch und irgend­wie gelas­sen. In ande­ren Län­dern wer­den sie eher als leicht däm­lich ange­se­hen. Fest steht: Elche machen manch­mal komi­sche Sachen. Wie Bert, der Anfang 2018 von Polen nach Deutsch­land ein­wan­der­te. Er ist unter ande­rem dafür bekannt, dass er wie­der­holt und über län­ge­re Zeit­räu­me die Gesell­schaft von Kühen sucht. Immer­hin: Er scheint in der Kuh­her­de will­kom­men zu sein. Ähn­li­ches ist unter ande­rem in Kana­da pas­siert, wo ein jun­ger Elch meh­re­re Jah­re hin­ter­ein­an­der eine Kuh­her­de im Bel­la Coo­la Val­ley besuch­te. Über den Grund für die­ses Ver­hal­ten kön­nen Exper­ten nur mut­ma­ßen: jung, ver­wirrt und ein­sam. So eine Ver­mu­tung. 

Wo Elche wohnen

Elche gibt es heu­te in Skan­di­na­vi­en, Polen, dem Bal­ti­kum, in Russ­land bis ganz in den Fer­nen Osten, natür­lich in Nord­ame­ri­ka und eben so lang­sam auch wie­der in Deutsch­land. Sie­he Bert, den kurio­sen Kuh­l­ieb­ha­ber. Es gibt ver­schie­de­ne Unter­ar­ten, am größ­ten wird der Alas­ka-Elch. Ein aus­ge­wach­se­ner Bul­le wiegt etwa 800 Kilo­gramm bei eine Schul­ter­hö­he von 2,30 Metern. Sein Geweih kann dabei über zwei Meter breit aus­la­den und 30 Kilo wiegen!

Fol­ge uns in Social Media

Wo sich Elche wohlfühlen

Elchen besie­deln ver­schie­de­ne Wald­le­bens­räu­me, sogar im Berg­land sind sie fin­den. Sie haben aber eine Vor­lie­be für feuch­te und sump­fi­ge Gebie­te mit Laub-Nadel­holz-Misch­wäl­dern. Wer jetzt sofort an ein Elch-Para­dies Bran­den­burg denkt, der liegt nur halb rich­tig: Elche mögen Tem­pe­ra­tu­ren von minus 22 bis plus 10 Grad. Gar nicht gut ist dabei zu warm. Im Win­ter lei­den sie schon bei über 5 Grad minus und im Som­mer bei über 14 Grad an Hit­zestress und unter ste­chen­den und sau­gen­den Insek­ten. Das liegt dar­an, dass die Tie­re kei­ne Schweiß­drü­sen haben. Damit sie sich trotz­dem auch in unse­ren Brei­ten­gra­den wohl­füh­len, sind sie im Som­mer daher eher däm­me­rungs- und nacht­ak­tiv, wenn die Tem­pe­ra­tu­ren küh­ler sind. Und sie gehen ger­ne ins küh­len­de Was­ser — wo sie erstaun­lich gut zurecht­kom­men. Elche wur­de auch schon beim Baden im Meer gesehen. 

Was­ser­tier Elch

Elche sind gute Schwim­mer und kön­nen sogar tau­chen! Das tun sie pro­blem­los über wei­te Ent­fer­nun­gen, und dabei sind sie mit einer Geschwin­dig­keit von zehn Stun­den­ki­lo­me­tern sogar recht schnell. Man hat schon Tie­re beob­ach­tet, die vom schwe­di­schen Fest­land 30 Kilo­me­ter zu den Åland­in­seln geschwom­men sind. Damit nicht genug: Sie kön­nen sogar bis zu sechs Meter tief tau­chen und dabei meh­re­re Minu­ten unter Was­ser blei­ben. Dort gelan­gen sie an lecke­re, mine­ral­hal­ti­ge Was­ser­pflan­zen. Sie kön­nen das als ein­zi­ge Hirsch­art, weil ihre klap­pen­ar­ti­gen Nasen­lö­cher ver­schließ­bar sind. 

Die­se Schnau­ze hat einen beson­de­ren Vor­teil © Frank Moer­schel / WWF

Gefähr­li­cher als Bären

Sie bewe­gen sich zwar öfter eher lang­sam, kön­nen aber auch gänz­lich unge­müt­lich wer­den. Man mag es kaum glau­ben, aber in Alas­ka wer­den jedes Jahr mehr Men­schen durch Elche als durch Bären ver­letzt. Das dor­ti­ge Minis­te­ri­um gibt aus gutem Grund ein­deu­ti­ge Ver­hal­tens­hin­wei­se aus.

Nicht füt­tern heißt es da, sich den Tie­ren nicht nähern, schon gar nicht zur Paa­rungs­zeit. Und schon mal über­haupt gar nicht, wenn Käl­ber dabei sind. Elch­müt­ter sind extrem ver­tei­di­gungs­be­reit! Und auch: nicht mit Schnee­bäl­len bewer­fen! (Mer­ke: Auch viel Men­schen sind ziem­lich däm­lich!) Ganz gene­rell gilt aber wie für den Umgang mit fast allen Wild­tie­ren: Abstand hal­ten und vor­sich­tig sein sind zwei sehr wert­vol­le Ratschläge.

Was man bei aggres­si­ven Elchen tun sollte

Elche sind eigent­lich nicht zutrau­lich. Vor­sicht ist immer gebo­ten, wenn mal ein Elch auf dem Weg ste­hen soll­te. Kommt er näher signa­li­siert das Angriffs­be­reit­schaft. Glück­li­cher­wei­se sind die meis­ten Angrif­fe Bluffs. Her­aus­zu­fin­den, ob es sich wirk­lich um einen Schein­an­griff han­delt, ist aller­dings kei­ne gute Idee. Bes­ser: Weg­ge­hen und sich hin­ter einem fes­ten Gegen­stand wie einem Baum ver­ste­cken. Oder Rück­zug an einen siche­ren Ort, in ein Gebäu­de, ein Auto oder hin­ter einen Zaun.

Wenn Elche angrei­fen, stamp­fen und tre­ten sie, um sich oder ihre Jun­gen zu schüt­zen. Das kann töd­lich enden. Nicht machen: ducken und auf alle Vie­re gehen. Damit scheint der Elch eher gefähr­li­che Fein­de zu verbinden.

Elche mögen kei­ne Hunde

Wenn wir schon bei Vier­bei­ner sind: Elche sehen Hun­de als Fein­de an und gehen manch­mal auf sie los, auch wenn der Hund ange­leint ist. Machen Sie einen gro­ßen Bogen um Elche, wenn Sie einen Hund dabeihaben.

Für Pil­ze auf die Knie

Wegen sei­nes kur­zen Hal­ses und der lan­gen Bei­ne kann der Elch nur mit eini­ger Mühe vom Boden fres­sen. Eigent­lich sind Elche dafür gebaut auf einer Höhe von 50 Zen­ti­me­ter bis drei Meter zu wei­den. Für beson­de­re Lecker­bis­sen am Boden wie Hei­de­kraut oder Pil­ze geben sich die Tie­re aber alle Mühe. Ent­we­der sprei­zen sie die Vor­der­läu­fe wie eine Giraf­fe, oder sie knien regel­recht nie­der. Auch älte­re Käl­ber müs­sen so nie­der­knie­en, wenn sie die Zit­zen der Mut­ter errei­chen wol­len. Und gelernt ist dann gelernt.

Mit dem WWF-News­let­ter nichts mehr verpassen!

Der Elch zum Gärtner

Je nach Jah­res­zeit schwankt der täg­li­che Nah­rungs­be­darfs eines aus­ge­wach­se­nen Tie­res zwi­schen 10 und 40 Kilo Grün­zeug. Elche lie­ben Laub­bäu­me und Büsche, für die sie sich eben nicht bücken müs­sen. Die jun­gen Trie­be sind dazu wesent­lich pro­te­in- und mine­ral­rei­cher als Gras. Elche fres­sen von Zwei­gen die Blät­ter und die Spit­zen jun­ger Trie­be ab. Das Ergeb­nis sind zweig­rei­che, gestutz­te Büsche — die sehr gut zu bewei­den sind. Der Elch ist dadurch sein eige­ner Gärtnermeister.

Und wer frisst Elche?

Der Elch ist groß, aus­dau­ernd und bis zu 60 Stun­den­ki­lo­me­ter schnell! Ein erwach­se­nes, gesun­des Tier hat kaum Fress­fein­de zu fürch­ten, allen­falls Grizz­ly­bä­ren. Und der Amur-Elch kriegt es auch mit Tigern zu tun. Kran­ke, schwa­che und jun­ge Elche ste­hen aller­dings bei Bären, Pumas, Wöl­fen und sogar Viel­fra­ßen durch­aus auf dem Speiseplan…

Und der größ­te Feind ist natür­lich der Mensch. Allei­ne in Schwe­den wer­den jedes Jahr um die 90.000 Elche gejagt — und ver­zehrt. Und dazu kom­men vie­le tau­send Exem­pla­re, die auf den Stra­ßen und Glei­sen verunglücken…

Elche und der Straßenverkehr

Das ist gefähr­lich © Staf­fan Wid­s­trand / WWF

Die belieb­ten skan­di­na­vi­schen Ver­kehrs­schil­der mit dem Elch gibt es nicht ohne Grund: In den Elch-Län­dern gibt es jedes Jahr tau­sen­de Unfäl­le. Auch in Deutsch­land sind bereits Elche über­fah­ren wor­den. Sie sind berüch­tigt dafür abrupt auf die Stra­ße zu lau­fen. Und sie nei­gen dazu bei einem her­an­fah­ren­den Auto ste­hen zu blei­ben und nicht zu flüchten.

Der berühm­te Elch-Test heißt soda er die Sei­ten­sta­bi­li­tät eines Autos beim Aus­wei­chen tes­tet. Spu­ren­wech­sel ruck­ar­tig nach links, gera­de­aus und dann unge­bremst nach rechts. So in etwa, als wür­de da ein Elch ste­hen. Jedes neue Fahr­zeug muss sich die­sem Test unter­zie­hen, um die Sta­bi­li­tät des Autos zu prüfen. 

Die Elche und das Streusalz

Elche im Stra­ßen­ver­kehr, da gibt es noch mehr Kapi­tel. Wenn sie im Win­ter ihren Salz­be­darf decken, kann ihnen auch das zum Ver­häng­nis wer­den, da sie ger­ne Streu­salz von Stra­ßen lecken. Was die Gefahr von Unfäl­len enorm erhöht. Immer öfter wer­den sie nun auch dabei beob­ach­tet, dass sie das Salz auch direkt von Autos lecken. In Kana­da gibt es daher nun sogar Schil­der die alle Auto­be­sit­zer strengs­tens ermah­nen: Don’t let moo­se lick your car“.

Cäsar und die Elche

Schon die alten Römer hat­ten etwas über Elche zu erzäh­len — und zwar nie­mand gerin­ge­res als Juli­us Cäsar per­sön­lich in sei­nem berühm­ten Buch “De bel­lo Gal­li­co”, bestimmt noch eini­gen aus Latein oder wenigs­tens Aste­rix bekannt. Hier schreibt Cäsar, dass es im Her­cy­ni­schen Wald “Alces” gäbe. Die­se sei­en Zie­gen ähn­lich, nur etwas grö­ßer. Sie hät­ten abge­stumpf­te Hör­ner und ihre Bei­ne hät­ten kei­ne Gelen­ke. Ein­mal umge­fal­len, könn­ten sie sich daher nicht mehr vom Boden auf­rich­ten. Um zu schla­fen, lehn­ten sie sich des­halb an Bäu­me. Die Jäger wür­den daher die Schlaf­bäu­me suchen — und dort die Stäm­me ansä­gen und Wur­zeln unter­gra­ben. Sobald sich die Tie­re zum Schla­fen anlehn­ten, stürz­ten die Bäu­me um. Und mit ihnen die Elche.

Wer dem gro­ßen Cäsar die­ses Jäger­la­tein auf­ge­schwatzt hat ist heu­te noch eine Fra­ge für Phi­lo­lo­gen. Das Wort Alces, das Cäsar für die­ses wun­der­sa­me Tie­re ohne Knie benutzt, ist aber immer noch der wis­sen­schaft­li­che Name der Elche.

Der Ver­trie­be­ne kehrt zurück

Wo Cäsar Recht hat­te: Zu sei­ner Zeit waren Elche auch in Mit­tel­eu­ro­pa weit ver­brei­tet. Elche sind auf dem Gebiet der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land im frü­hen Mit­tel­al­ter aus­ge­rot­tet wor­den. In den letz­ten Jah­ren kehrt neben dem Wolf auch der Elch zurück und brei­tet sich in Deutsch­land von Polen kom­mend unter ande­rem in Bran­den­burg aus. Zum ers­ten Mal kehrt damit eine einst hei­mi­sche Huf­tier­art in ihre alten Lebens­räu­me zurück.

Wir vom WWF freu­en uns über die Rück­kehr des Elchs. Wir set­zen uns im EU-Inter­reg geför­der­ten Pro­jekt „Łoś­Bo­nasus-Crossing!“ gemein­sam mit Part­nern für ein kon­flik­t­ar­mes Zusam­men­le­ben von Mensch und Elch ein. Dafür ist es wich­tig, Wild­schä­den und Gefähr­dung für den Stra­ßen­ver­kehr durch die Tie­re zu the­ma­ti­sie­ren — und zu lösen. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Wir freu­en uns dabei über jede Unter­stüt­zung für unse­re Arbeit!

Zusam­men für den Umweltschutz“

Das Pro­jekt „Łoś­Bo­nasus – Crossing!“ wird durch die Euro­päi­sche Uni­on aus Mit­teln des Fonds für Regio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) im Rah­men der Gemein­schafts­in­itia­ti­ve „Inter­reg VA Meck­len­burg-Vor­pom­mern / Bran­den­burg / Polen“ kofi­nan­ziert. Ziel der Initia­ti­ve ist die För­de­rung der ter­ri­to­ria­len Zusam­men­ar­beit zwi­schen EU-Mit­glied­staa­ten und benach­bar­ten Nicht-EU-Län­dern. Das Pro­gramm för­dert grenz­über­grei­fen­de Maß­nah­men der Zusam­men­ar­beit u.a. im Bereich des Umweltschutzes.

Fol­ge uns in Social Media:
Wildnis und Wildtiere – bei mir dreht sich alles um diese beiden Themen: ob in der Freizeit in Wald und Wiese, im Urlaub in Dschungel und Savanne oder im Arbeitsalltag durch Management und Meetings. Nach meinem Studium mit Spezialisierung in Wildtier- und Schutzgebietsmanagement (M.Sc.) und einem Praxisjahr in Afrika und Kanada, darf ich mich nun beim WWF als Referentin für den Schutz von Wildnis und Wildtieren einsetzen.

Kommentare (1)

  • Die Wildtiere und die Natur müssen wir uns erhalten. Was wäre die Welt ohne Tiere ? ..wir wären um vieles ärmer.

Auch interessant
[Sassy_Social_Share]