11 Fak­ten: Leben und Arbei­ten mit dem Wald 

Der Wald ist für uns Menschen so vieles...© imago/MASKOT

Arbeits­platz, Hei­mat, Medi­zin­schrank und Ver­gnü­gungs­ort: Wäl­der sind eine der prä­gen­den Wur­zeln der mensch­li­chen Kul­tur und bestim­men unser Leben und Arbei­ten schon län­ger und tief­ge­hen­der, als die meis­ten Men­schen den­ken. Wir haben elf span­nen­de Fak­ten zusammengetragen. 

Papier für die Welt

Ohne Wald kein Papier © ima­go images/HRSchulz

Viel Arbeit für Holz­fäl­ler: Jeder zwei­te indus­tri­ell gefäll­te Baum wird zu Papier ver­ar­bei­tet. Denn unser Bedarf nach Papier ist rie­sig. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren ist die Papier­pro­duk­ti­on immer mehr gestie­gen – von 130 Mil­lio­nen Ton­nen Papier im Jahr 1970 auf 367 Mil­lio­nen in 2005 und knapp 420 Mil­lio­nen Ton­nen in 2018. Deutsch­land ist zwar der vier­größ­te Papier­pro­du­zent, aber selbst auch einer der größ­ten Impor­teu­re von Papier welt­weit (11,8 Mil­lio­nen Ton­nen im Jahr 2018). An der Spit­ze liegt Deutsch­land aller­dings beim Sam­meln von Alt­pa­pier mit 76 Pro­zent 

Arbeits­platz Wald

Der Forst­sek­tor zählt zu den größ­ten Arbeit­ge­ber Deutsch­lands. © ima­go images/Fotostand

Wer hät­te es gewusst: Der Forst­sek­tor und die holz­ver­ar­bei­ten­de Indus­trie in Deutsch­land umfas­sen  185.000 Betrie­be, in denen 1,1 Mil­lio­nen Men­schen beschäf­tigt sind. Damit arbei­ten in der Holz­wirt­schaft mehr Men­schen als in der Auto­mo­bil­wirt­schaft. Dort sind es näm­lich nur etwa 700.00 (Stand 2019).  

Men­schen in Wäldern

Eine gro­ße Zahl von Men­schen lebt in oder nahe an Wäl­dern und von den Pro­duk­ten des Wal­des. Auf der gan­zen Welt sind es 350 Mil­lio­nen. Der Wald ist für die Ange­hö­ri­gen indi­ge­ner Völ­ker oft die ein­zi­ge Lebens- und Nah­rungs­grund­la­ge. Ihre Zahl wird auf 60 Mil­lio­nen Men­schen geschätzt. 

Hüter der Wälder

Der Stamm der Baka gehört zu den Pyg­mä­en und lebt im Regen­wald des Kon­go­be­ckens in Zen­tral­afri­ka. © Mar­tin Har­vey / WWF

Indi­ge­ne Völ­ker schüt­zen ihre Wäl­der. Das legt eine Stu­die nahe, die von der Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on (FAO) und dem Ent­wick­lungs­fonds der indi­ge­nen Völ­ker in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik ver­öf­fent­licht wur­de. Dort, wo sie ver­brief­te Rech­te für ihr Land besit­zen, wer­den weni­ger Bäu­me abge­holzt als in ande­ren Gebie­ten. Für die­se Men­schen ist der Wald nicht nur eine Nah­rungs­quel­le, sie sind mit ihm auch in geis­ti­ger und spi­ri­tu­el­ler Hin­sicht ver­bun­den. 

Die meis­ten leben in tro­pi­schen Wäl­dern, eini­ge auch in borea­len Wäl­dern. Es sind die Pen­an auf Bor­neo, die Karen in Thai­land, die Baka in Kame­run, die Twa oder Bat­wa in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go, Hua­ora­ni, Shuar, Kaya­po oder Yan­om­ami und ande­re Völ­ker im Ama­zo­nas, die Ayo­reo im Gran Cha­co Süd­ame­ri­kas, die Cree, die Saa­mi, die Chan­ten und Nen­zen in den nörd­li­chen Wäl­dern. 

Kal­zi­um, Magne­si­um, Kali­um aus dem Regenwald

Die Para­nuss (Bra­zil Nut) wach­sen nur im tro­pi­schen Regen­wald Süd­ame­ri­kas. © Adria­no Gam­ba­ri­ni / WWF Living Ama­zon Initiative

Die Para­nuss ist eine „Super­frucht“. Sie ent­hält die Mine­ral­stof­fe Kal­zi­um, Magne­si­um, Kali­um und Eisen und vor allem viel Selen. Wach­sen kann sie nur im wil­den tro­pi­schen Regen­wald Süd­ame­ri­kas. In Plan­ta­gen wür­den die Bäu­me der Para­nüs­se kei­ne Früch­te tra­gen. Wenn sie reif sind, fal­len die Nüs­se ein­fach auf den Boden. Die Ern­te und der Ver­kauf der Nüs­se hel­fen zum Bei­spiel den Men­schen im Jurue­na-Natio­nal­park am Ama­zo­nas, ihren Lebens­un­ter­halt zu ver­die­nen. Die Arbeit ist müh­sam. In der Ern­te­zeit von Dezem­ber bis April wan­dern die Samm­ler oft wochen­lang durch die Wäl­der. 

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Uralte Werk­zeu­ge

Auch die frü­hen Men­schen nutz­ten in viel­fäl­ti­ger Wei­se das Holz der Wäl­der. Beson­ders spek­ta­ku­lär war die Ent­de­ckung von neun Spee­ren, die in Schö­nin­gen in Nie­der­sach­sen gefun­den wur­den. Sie sind 300.000 Jah­re alt und gel­ten als die ältes­ten erhal­ten­den Jagd­waf­fen der Mensch­heit. Der Homo hei­del­ber­gen­sis fer­tig­te die zwi­schen 1,80 und 2,30 Meter lan­gen Spee­re aus Kie­fern- und Fich­ten­holz. Moder­ne Nach­bau­ten bewei­sen, dass sie Beu­te­tie­re aus 20 Metern Ent­fer­nung töd­lich tref­fen konn­ten.  

Wäl­der der Erde

Wald­zer­stö­rung gehört immer noch zu den größ­ten Umwelt­pro­ble­men welt­weit. Wie hier in Bor­neo, wo Regen­wald­dschun­gel für Ölpal­men­plan­ta­gen zer­stört wird. © Rich­carey / iStock-Getty-Images

Etwa 30 Pro­zent der Land­flä­che auf der Erde sind mit Wäl­dern bedeckt. Das Land mit der größ­ten Flä­che an Wäl­dern welt­weit ist Russ­land mit 272,7 Mil­lio­nen Hekt­ar. Zum Ver­gleich: Ganz Deutsch­land umfasst 35,7 Mil­lio­nen Hekt­ar, ist also mehr als ein Sieb­tel klei­ner. In der EU besitzt Schwe­den die meis­ten Wäl­der. Bra­si­li­en ist das Land mit den meis­ten unter­schied­li­chen Baum­ar­ten: Es sind sage und schrei­be 9223. Lei­der ver­schwin­den auch immer mehr Wäl­der. Jähr­lich ver­schwin­den 14 Mil­lio­nen Hekt­ar Wald, beson­ders in den Tro­pen. Eine Flä­che, die etwa so groß ist wie Öster­reich und die Schweiz zusam­men.  

Hei­lung für die Welt

Aus Chi­na­rin­de, auch Jesui­ten­pul­ver oder Kar­di­nals­pu­der genannt, las­sen sich wirk­sa­me Arz­nei­mit­tel gegen Mala­ria her­stel­len. © ima­go images/imagebroker

Vie­le Medi­ka­men­te und Arz­nei­en stam­men aus Wäl­dern, vor allem aus Regen­wäl­dern. Mit am bekann­tes­ten ist wohl die Sali­cyl­säu­re aus der Wei­den­rin­de, die Men­schen schon seit lan­ger Zeit gegen Fie­ber und Schmer­zen nutz­ten. Heu­te ken­nen wir das Mit­tel als Schmerz­me­di­ka­ment ASS. Berühmt ist auch das Chi­nin, das ers­te wirk­sa­me Arz­nei­mit­tel gegen Mala­ria. Es wur­de frü­her aus der gemah­le­nen Rin­de von Chi­na­rin­den­bäu­men gewon­nen. 

Auch eini­ge Medi­ka­men­te gegen Krebs wur­den in Pflan­zen und Bäu­men ent­deckt. Der Wirk­stoff Tax­ol aus den Nadeln der, eigent­lich hoch­gif­ti­gen Eibe kommt bei meh­re­ren Krebs­ar­ten zum Ein­satz. Ein wei­te­res Bei­spiel sind die Alka­lo­ide Vin­blas­tin und Vin­cris­tin aus dem Mada­gas­kar-Immer­grün. Die Pflan­ze aus den Wäl­dern Mada­gas­kars wächst heu­te in vie­len tro­pi­schen Gebie­ten. Ihre Wirk­stof­fe wer­den in der Che­mo­the­ra­pie gegen Brust­krebs und Leuk­ämie ver­wen­det.  

Into the wild

Immer mehr Men­schen zieht es in den Wald, zum Erho­len oder auch, um dort zu leben. © ima­go images/Cavan Images

Immer wie­der zie­hen Men­schen in die Wäl­der, um dort abge­schie­den von der Zivi­li­sa­ti­on zu leben. Der Bau von Hüt­ten oder gar Häu­sern ist aber meist ver­bo­ten. In Deutsch­land unter­sagt das Bau­ge­setz­buch bau­li­che Ver­än­de­run­gen im Außen­be­reich. Aus­nah­me­ge­neh­mi­gun­gen gibt es nur, wenn ein Wald­be­sit­zer einen Schutz­raum für forst­wirt­schaft­li­che Zwe­cke benö­tigt. 

In Schwe­den ist es zumin­dest erlaubt, eine Nacht wild zu zel­ten und sogar ein Feu­er zu machen. Ein­fa­cher geht es in Kana­da. Dort muss man bei der zustän­di­gen Gemein­de einen soge­nann­ten Gold-cla­im bean­tra­gen. Dann kön­nen Aus­stei­ger sich eine klei­ne, ein­fa­che Hüt­te bau­en. Ganz beson­ders ein­sam ist es in den nörd­li­chen Wäl­dern Kana­das, wie zum Bei­spiel in Yukon. Dort fal­len im Win­ter aller­dings die Tem­pe­ra­tu­ren bis auf minus 45 Grad Cel­si­us und im Som­mer geht die Son­ne nicht unter.

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Ord­nung muss sein

Alle zehn Jah­re ver­mes­sen Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler Deutsch­lands Wäl­der. Bei der letz­ten Bun­des­wald­in­ven­tur 2012 errech­ne­ten sie einen Bestand von 90 Mil­li­ar­den Bäu­men. Die wur­den natür­lich nicht alle ein­zeln gezählt. 60 Inven­tur­trupps ermit­tel­ten sie mit­tels Stich­pro­ben bei Hun­dert­tau­sen­den von Bäu­men.  

Was ist eigent­lich Kienspan?

Kien­spä­ne war im 19. Jahr­hun­dert das „Gold des Wal­des“ und wird auch heu­te noch viel genutzt. © WWF-US / Zacha­ry Bako

Das „Gold des Wal­des“ war noch bis ins 19. Jahr­hun­dert für vie­le Men­schen das ein­zi­ge Leucht­mit­tel. Ker­zen waren zu teu­er. Kien­span ist ein sehr harz­hal­ti­ges klei­nes Stück Holz, meist stammt es von Kie­fern. Kien ent­steht, wenn ein ver­letz­ter Baum Harz in die Wun­de drückt, um sie zu ver­schlie­ßen. Die bes­ten Kien­spä­ne fin­den sich im Wur­zel­werk abge­stor­be­ner Kie­fern. Das Holz ist rot gefärbt und riecht inten­siv süß­lich nach Harz. Ein­fach las­sen sich Kien­spä­ne jedoch nicht fin­den, geschwei­ge „ern­ten“. Ohne Beil und Säge soll­te man sich gar nicht auf die Suche machen.

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Angelika Friedl ist freie Journalistin in Berlin und schreibt über Wald-, Gesundheits- und Sozialthemen. Hin und wieder schaut sie gern über den Tellerrand – und taucht in magische Märchenwälder ein.

Kommentare (3)

  • Ich hätte nicht gedacht, dass es in Schweden erlaubt ist, eine Nacht wild zu zelten und sogar ein Feuer zu machen. Ein Wald ist meiner Meinung nach das natürlichste, was man besitzen kann. Ich bin in der Forstwirtschaft tätig und möchte meinen Wald bewerten lassen. Dafür suche ich mir heute den richtigen Experten.

  • Ich wusste nicht, dass 185.000 Betriebe im Forstsektor in Deutschland arbeiten. Das sind echt viele. Mein Vater betreibt ein Forstunternehmen. Er gehört offensichtlich zu den 185.000.

  • Ich liebe Wälder sehr, die geben mir Frieden. Ich würde auch gerne dort arbeiten. Ein Freund arbeitet als Baumgutachter und nahm mich einmal mit. Es ist so faszinieren, was ein Baum aussagt und was das Gutachten zutage fördern kann!

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